"Eine, der Erfahrungen, die ich hierbei machen konnte, besteht in der Erkenntnis, daß das Verständnis von APL höhere intellektuelle Anforderungen stellt als das Verständnis anderer Sprachen."
Das mein Wolfgang Janko, ein veritabler Professor und
Buchautor (APL 1, APL 2/I, APL 2/II u.a.). Wenn er das so schreibt, dann muss das wohl stimmen. Also dürfen wir uns getrost als Hoch-Intelligenzler bezeichnen, wenn wir es verstehen mit APL Probleme zu lösen? APL als Messlatte für Intelligenz, gar als Komponente eines IQ-Tests?
Nein, darauf möchte ich mich nicht einlassen. Ich bin allerdings überzeugt, es hilft in Strukturen denken zu können. Ansonsten wird man die Stärken von APL nicht vollständig schätzen können und möglicherweise jede Schleife, die in Basic geschrieben werden muss auch in APL schreiben.
Jankos Erkenntnis stammt aus dem Jahre 1981 und war zu lesen in der Computerwoche als Teil einer Kritik an einen CW-Artikel. Passend der Titel: "
Intellektuelle lösen Algorithmen mit APL", eine Aussage, die dem Ruf von APL und seinen Protagonisten sicher nicht zuträglich war.
Ich gestehe gerne ein, dass die eine oder andere meiner Äußerungen zu APL und seinen überragenden Eigenschaften, sowie den Fähigkeiten seiner Nutzer, schon mal über das Ziel hinausschießt. Aber das ist so beabsichtigt. In der CW hätte man zu der Zeit vorsichtiger agieren müssen.
Auch das Thema "Management und APL" kommt hier zum Zuge:
"Diese Beobachtung wurde durch die Erfahrung unterstützt, daß APL in vielen expansiven Großfirmen von Mitgliedern des obersten Managements persönlich verwendet wird, ..."
Es war wohl tatsächlich so, das einige solche Führungskräfte mit APL ihre Daten analysierten. Leider hat dies nicht gereicht, um in den 90ern APL zum Werkzeug der Wahl für Business Intelligenz zu machen.
Heute wird dagegen von dieser Klientel Excel und Konsorten, wenn überhaupt, genutzt. Das hat aber oft mehr Verwirrung als Ordnung in den Zahlen geschaffen. Hier kommen nun seit einiger Zeit BI-Werkzeuge zum Zuge.
Doch zurück zum CW-Artikel. Janko zitiert aus einer IDC-Studie Anfang der 80er Jahre. Dort befasste man sich noch mit der Marktpositionierung von Computersprachen. Ein Zitat finde ich erwähnenswert, da es an Richtigkeit kaum zu überbieten ist:
"The functional approach to program structure found in APL has the advantage of providing far simpler syntax rules and control structures than those found in other languages,..."
Es fühlt sich gut an, mit solch einer Meinung nicht alleine zu stehen. Schon gar, wenn IDC solches mal festgestellt hat. Mit einem APL der zweiten Generation ist diese Aussage noch wahrer geworden. Das in den 90ern aufgekommene Java reiht sich eher unter "other languages" ein.
"Ich bedauere es etwas, daß in der COMPUTERWOCHE die Berücksichtigung von APL meines Erachtens zu kurz kommt - dies gilt für Hard-, Soft- und Orgware."
Gut gebrüllt, Löwe. Inzwischen ist in Sachen APL bei der CW totale Funkstille.
Dass die CW damals wie heute oft daneben liegt, sollte hier keine wirklich überraschende
Erkenntnis sein.